Johann Andreas Schubert, Sohn verarmter Bauern, hatte das Glück, in die Familie des Leipziger Polizeipräsidenten Ludwig Ehrenfried von Rackel aufgenommen zu werden. Seine Bildung begann an der Thomasschule in Leipzig und wurde durch den Umzug zu seinem Onkel, dem Festungskommandanten von Königstein, sowie den Besuch der Garnisonsschule und privaten Unterricht in Königstein geprägt. Später absolvierte er eine prägende Ausbildung am Freimaurerinstitut in Dresden-Friedrichstadt.
Die Wandlung zum Ingenieur und Pädagogen
Schubert studierte an der Königlichen Kunstakademie in Dresden und entdeckte dort seine außergewöhnliche mathematische und technische Begabung. Während seines Studiums erwarb er in der Werkstatt des Hofmechanikers Rudolf Sigismund Blochmann grundlegende Kenntnisse im Maschinenbau. Dies führte dazu, dass er sich dem Ingenieurwesen zuwandte.
Im Jahr 1828 trat Schubert in die neu gegründete Technische Bildungsanstalt Dresden als Lehrer für Buchhaltung und Mathematik ein und wurde 1832 zum Professor ernannt. Er spielte eine wichtige Rolle in der Entwicklung des Maschinenbaus und des Eisenbahnbaus in Sachsen, insbesondere durch seine Reise nach England 1834, bei der er die neuesten Technologien und Kenntnisse auf diesem Gebiet aufnahm.
Der Einfluss auf die sächsische Industrie und Bildung
1836 gründete Schubert die Maschinenbauanstalt Übigau und wurde technischer Direktor. Gleichzeitig war er Mitbegründer der Sächsischen Elbe-Dampfschifffahrts-Gesellschaft und konstruierte Dampfschiffe wie die „Königin Maria“ und „Prinz Albert“. 1839 präsentierte er die erste in Deutschland entwickelte und gebaute Dampflokomotive „Saxonia“ zur Einweihung der Eisenbahnstrecke Leipzig-Dresden. Trotz seiner technischen Erfolge erzielte er als Unternehmer keinen wirtschaftlichen Durchbruch.
Beiträge zum Bauingenieurwesen
Schubert wurde Vorstand der Bauingenieurabteilung der Schule und trug wesentlich zur Konstruktion der Elstertalbrücke und der Göltzschtalbrücke bei. Bei letzterer veröffentlichte er die weltweit erste statische Berechnung, die auf der Stützlinientheorie basierte. Die Göltzschtalbrücke, bestehend aus über 26 Millionen Steinen, ist bis heute das größte Ziegelmauerwerk der Welt.
Schubert beeinflusste maßgeblich die Ausbildung von Technikern und Ingenieuren. Er trug dazu bei, die Technische Bildungsanstalt Dresden zur Polytechnischen Schule auszubauen und die Qualität der Lehre zu steigern. Seine Hauptlehrgebiete, darunter Technische Mechanik, Baulehre und Maschinenkunde, wurden zu zentralen Fächern der Schule. Schuberts Lehre war bekannt für ihren anschaulichen und lebendigen Unterrichtsstil.
Engagement in zahlreichen Bereichen
Trotz der politischen Unruhen und Konflikte während der 1848er-Revolution blieb Schubert ein engagierter Lehrer und Vermittler. Später wechselte er seinen Lehrbereich zum Bauingenieurwesen und engagierte sich in öffentlichen Angelegenheiten. Sein Einfluss auf die sächsische Technikentwicklung und die Ausbildung von Ingenieuren ist von bleibender Bedeutung. Schubert erhielt mehrere Ehrungen für seine Leistungen und verließ 1869 den Schuldienst. Sein Vermächtnis als Ingenieur und Pädagoge wird noch heute hoch geschätzt.