Bruno Naumann wurde 1844 als Sohn eines Strumpffabrikanten in Dresden geboren. Schon in der Schule zeigte er sein mathematisches Talent und absolvierte nach seinem Schulabschluss eine Ausbildung zum Feinmechaniker und Uhrmacher bei verschiedenen Lehrmeistern. Zusätzlich bildete er sich in Abendkursen weiter, um die griechische Literatur im Original lesen zu können. In den folgenden Wanderjahren arbeitete er als Mechaniker in Berlin, Frankfurt am Main und Wien.
Gründung von Seidel & Naumann: Der Start in die Unternehmerkarriere
Nach seiner Rückkehr nach Dresden gründete Bruno Naumann am 5. August 1868 mit eigenen Ersparnissen eine kleine Werkstatt für Feinmechanik. Ein Jahr später beteiligte sich der Kaufmann Emil Seidel mit einem beträchtlichen Betrag an Naumanns Unternehmen, das fortan als Seidel & Naumann firmierte. Obwohl Seidel 1876 das Unternehmen mit einer Abfindung verließ, blieb der etablierte Firmenname bestehen. Die Firma war der erste deutsche Hersteller von Singer-Nähmaschinen und produzierte nach dem Fahrrad »Germania« (1887) ab 1900 auch Schreibmaschinen.
Großes Engagement für die Angestellten
Bruno Naumann legte großen Wert auf das Wohl seiner Mitarbeiter und führte verschiedene soziale Einrichtungen ein. Dazu gehörten eine Betriebskrankenkasse für langjährige Mitarbeiter und ihre Angehörigen, Beihilfekassen für Krankheits- und Sterbefälle, eine Invaliditätskasse und eine Beamtenunterstützungskasse. Die Werkstätten waren großzügig ausgestattet mit Garderoben, Toiletten, Wasch- und Speiseräumen.
Erfolge und Immobilienbesitz: Von der Villa Stockhausen zur Standesherrschaft Königsbrück
Von 1888 bis zu seinem Tod im Jahr 1903 war Bruno Naumann Vorsitzender des Vereins Deutscher Fahrradfabrikanten, den er mitgegründet hatte. Das Unternehmen Seidel & Naumann war äußerst erfolgreich, sodass Naumann 1891 die Villa Stockhausen in Dresden und 1893 die Standesherrschaft Königsbrück erwerben konnte. Er nutzte diese Immobilien sowohl als Kapitalanlage als auch für seine Hobbys, insbesondere die Jagd und Pferdezucht. Allerdings hat er sein Schloss in Königsbrück im Gegensatz zu seinem Sohn nie bewohnt.
Bruno Naumann verstarb 1903 in der Villa Albrechtsberg in Loschwitz. Sein Vermächtnis als herausragender Unternehmer und seine Beiträge zur Metall- und Elektroindustrie bleiben unvergessen.